Ingwer

 

2014 importierte Europa 72.000 mt Ingwer, Deutschland allein 15.000 mt. Der größte Produzent ist Indien mit 250.000 to p/a, die größte Anbaufläche ist in Nigeria und der größte Exporteur von Ingwer ist China. Asien produziert 89 % des gehandelten Ingwers, der Rest kommt aus Afrika. Die Frage ist, wird Afrika als Lieferland aufholen?

 

Wir besuchen eine Ingwer Kooperative in der Region Same, im Norden Tansanias. Hier werden 80 % des tansanischen Ingwers produziert. Der Rest kommt aus der Region Songea/Ruwuma im Süden.

 

Das Ingwergebiet in Same liegt in einem kleinen, unzulänglichen Gebirge und unsere Reisebusse  quälen sich fast 4 Stunden über eine Holperpiste von 60 km die Berge hinauf.

 

Kleine und wendige Reisebusse

Kleine und wendige Reisebusse

 

Ingwer Terrassen

Ingwer Terrassen

 

Wie zur Belohnung offenbart sich auf der Kuppe des Gebirges, ein phantastischer Panorama Blick mit wunderschönen Ingwer-Terrassen.

 

Ingwer wird in Same in Monokultur angebaut,  eine zweijährige Pflanze, die sehr viel Wasser braucht. Deshalb wird Ingwer in kleinen Bassins, die terassenförmig an Berghängen angelegt sind, angepflanzt. Andernorts nutzt man  Tal Solen, in denen eine ausreichend gute Bewässerung vorhanden ist.

 

Ingwer und Mais Anbau

Ingwer und Mais Anbau

 

Die Pflanzung ist einfach: Wurzelabschnitte („Sets“) werden in den Boden gesetzt, bis sie Wurzeln schlagen. In Same geschieht dies zusammen mit Mais, denn so haben die Bauern schon in den ersten Jahren des Ingwer-Anbaus eine (Mais) Ernte.    Die Hauptsaison ist von Juli bis September.

 

 

 

 

Die Kooperative

 

Die Kooperative hat mit Unterstützung der TAFAPDA (Tanzania Farmers Productivity and Development Association), vor nicht einmal fünf Jahren ein modernes Produktionsgebäude und eine große Lagerhalle bekommen.
Die Lagerhalle wurde als Versammlungszentrum genutzt und unsere Delegation hatte Gelegenheit hier mit den Bauern zu sprechen. Schnell war zu merken, dass Begriffe wie Salmonellen, Aflatoxine, Bacillus Cereus gänzlich unbekannt waren und die Kooperative keine Ahnung von europäischen Gesetzgebungen oder Anforderungen hatten.

 

Versammlung Bauern

Versammlung Bauern

 

Die Möglichkeiten

 

Mit Hilfe der TAFAPDA (Tanzania Farmers Productivity and Development Association) war die Maschinenausstattung der Kooperative optimal:
Ingwer Trocken Tische

 

 

 

Ingwer "Waschmachine"

 

 

 

Ingwer Trockner

 

 

 

Ingwer Schneider

 

 

Diejenigen von uns, die Erfahrungen im Qualitätsmanagement haben, realisieren Ratten Exkremente in Trocken Tischen. Das Dach der Produktion kaputt und Vögel hatten sich eingenistet. Die Maschinen sind – obwohl die Saison bereits zu Ende war und nicht mehr produziert wurde – schmutzig. Im Trockenraum stapelt sich der Müll, im Lager stehen offene Säcke.

 

 

 

 

Entwicklungshilfe ja bitte – aber was dann?

 

Die Kooperative hatte durch das Projekt der TAFAPDA Gebäude und eine Vollausstattung an Maschinen bekommen. Aber – diese Ressourcen waren weder ausgelastet noch gepflegt. Über 80 % des geernteten Ingwers verkauft die Kooperative frisch, wohingegen die europäische Gewürz Industrie aufgrund des Schimmel Risikos nur getrockneten Ingwer (geschnitten oder gemahlen) einsetzen kann.

Die Kooperative erntet im Jahr ungefähr 7.000 mt an Ingwer, 95 % davon werden nach Kenia und Indien als frische Ware verkauft. Wird die Produktion gesteigert, bleibt dennoch viel zu wenig Menge für den Export nach Europa.
Maschinen und Gebäude waren bereits in einem schlechten Zustand: Nach dem Auslaufen des Projekts, verrottete das Dach, die Maschinen waren unsauber und es gab Ungeziefer Probleme.
Und hier offenbart sich das Problem eines Landes, das von Entwicklungshilfe und staatlichen Projekten profitiert und – sobald diese abgeschlossen sind – mit den Problemen allein gelassen wird. Ein fataler Fehler: denn ein so empfindliches Produkt wie Ingwer kann nur dann sicher hergestellt werden, wenn der Verarbeitungsbetrieb ein Minimum an Hygiene und Produktsicherheit aufrechterhält.
In jedem Fall fehlt eine Keim Reduktion (siehe Kasten/Wissenswertes) um die Risiken zu minimieren – wenn nicht in im Ursprung, so doch wenigstens in Europa!

 

 

 

 

 

 

(Alle Angaben basieren auf eigenen Erfahrungen und Ansichten und sind ohne Obligo)