Mike sollten wir ihn nennen, und nein, es war nicht einer der zahlreichen Zimtfarmer, die wir in den kommenden Tagen kennenlernen sollten, sondern unser Dolmetscher. Hochgewachsen, dunkelhäutig, mit klugen Augen. Ein echter Minang. Seine gute Stimmung mitreißend. Sein Deutsch hatte er in nur zwei Jahren auf der Universität Medan gelernt. Deutsche Volkslieder und Sinnsprüche rezitierend führte er uns gutgelaunt durch Süd-Westsumatra.

Zimt, so lernen wir, wird vor allem in Zentral- Sumatra und hier in Kerinci, um Bukittinggi, Bengkulu und Palembang angebaut.

Die Zimtbauern waren früher reich. Ein Zimtbaum war der Schatz im Wald, wie ein Depot auf der Bank. Standen Familienfeiern an, so wurde der im Familienbesitz stehende Baum geschält und mit der Rinde das Geld für Hochzeiten, Taufen oder Geburtstage bezahlt.

Das änderte sich schnell als die Finanzkrise 1997 auch Indonesien erreichte, in deren Folge die Währung zusammenbrach und hohe Inflationsraten die Wirtschaft beutelte. Die Zimtpreise sanken dramatisch um mehr als 75 %. Die Minang zogen ihre Schlüsse daraus und schickten ihre jungen Männer einer alten Tradition folgend (siehe unten) wieder in die Städte. Um dort Arbeit zu finden und von dort aus die Familie unterstützen zu können.
Viele Jungbauern verließen ihre Familien und zogen in Städte wie Jakarta, die daraufhin einen riesen Boom erlebten. Das hatte weitreichendeFolgen, denn die Zimtbäume in den Wäldern wurden nicht mehr gepflegt. Nachdem die Zimtpreise wieder anzogen, fehlte es an Nachwuchspflanzen.Zimt wächst am besten in Höhen zwischen 4OO und 15OO m. Der Waldzimt braucht keine Pestizide, nur ein geschütztes Plätzchen zum Gedeihen. Pestizide schaden dem empfindlichen Zimtbaum, die Bäume erkranken. In der Zwischenzeit werden Zwischenfrüchte gesetzt, die den Bauern helfen sollen in der verbleibenden Zeit ein Einkommen zu erzielen. Chilis, Cardamom und auch andere Gewürze wachsen hier in systemischer Symbiose zum Zimt.

Mike fährt uns zu Neuanpflanzungen. Hier wachsen die „Frischlinge“, ca. 2OO Zimtpflanzen. Acht Jahre wird es dauern, bis sie geschält werden können.

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Der alte, klassische Zimt ist ein echtes Natur- Bio- Produkt! Die Zimtbauern brauchen deshalb auch gar nicht die Drei-Jahres-Frist bis zur Zertifizierung. Ausnahmegenehmigung für die Bio-Ernte in Indonesien erteilt eine anerkannte Kontrollstelle.

Zugegeben: wir waren schon etwas traurig, als uns Mike am Ende unserer Reise zum Flughafen in Padang brachte. Sein Deutsch war besser als mein Indonesisch und sein Englisch schlechter als meines. Als Person stand er für Offenheit und Neugier aller Minang, die wir in den letzten Tagen kennengelernt hatten. Es sind freundliche und wißbegierige Menschen, die sich weiterentwickeln möchten. Und sie haben Grund dazu, stolz auf sich zu sein.

Die Minangkabau sind im Südwesten Sumatras die vorherrschende Volks-gruppe. Sie sprechen ihre eigene Sprache (Minang) und sind bekannt für die Tradition, ihre Heimat zu verlassen, um ihr Glück kurzzeitig in anderen Regionen zu suchen. Dann kommen sie zurück, gründen eine Familie und kümmern sich um ihre Angehörigen.„Minang“ steht für „Siegen“ und „Kabau“ für Wasserbüffel und das ist ihre Geschichte: als der König von Java Sumatra erobern wollte, das für seinen Reichtum und sein Gold bekannt war, schickte seinen Sohn, um hier einen Außenposten seines Reiches zu gründen.Den Bewohnern von Sumatra war klar, dass sie gegen diese Armee keine Chance

hatten. Sie schlugen deshalb einen Stellvertreterkampf mit Wasserbüffeln vor. Während die Javaner ihren stärksten Büffel in den Kampf schickten, schickten die Minang ein junges Kalb, das drei Tage lang nicht gesäugt worden war und dessen Hornstümpfe mit scharfen Eisendornen versehen waren. Der javanische Büffel erkannte das Kalb nicht als Gegner, während das kleine Kalb heißhungrig den Euter des Büffels suchte und dabei seinen Bauch aufschlitzte. Die Minang gewannen den Kampf und nennen sich seit dieser Zeit Minangkabau (siegreicher Büffel). Noch heute zeugen die „Büffeldächer“ der Häuser von dieser Geschichte.

 

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Erst nach dem Scrabben rollt sich die Rinde des Zimtbaums durch Sonnentrocknung auf. Entscheidend für die Qualität ist, ob bei der Trocknung die Zimstangen nicht vollkommen geschlossen sind (KBBC-Ware), die Dicke der Rinde
und die Verästelungen bzw. Rindenreste, sowie der Durchmesser der Zimstange. Ist die Zimtstange geschlossen, spricht man von KABC Ware. Cassia Vera AA erkennt man an der geschlossenen Bark, kaum Flecken und einem Durchmesser von ca. 1 cm.
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Im Bergland bei den Zimtbauern
zimt4 Schälen der Bäume
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Scrabbing – Entfernen von Rinde
und Verästelungen
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Trocknen
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Mit dem Motorrad zum Collector
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Collector im Dorf
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Reinigen und Verarbeiten
beim Exporteur
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Dolmetscher mit CEO