Das Problem ist nicht neu: seit 2014 berichten Medien über Funde von Mikroplastik in Fischen, Tiermägen, Bier, Honig und Zucker. Jetzt haben Wissenschaftler die kleinen Plastikteile auch im Fleur de Sel gefunden. Die kostbaren Salzblumen, die von Hand geschöpft und in der Gourmetküche verwendet werden, sind jetzt in Verruf gekommen. Grund genug, die Diskussion in der von vermeintlichen Lebensmittelskandalen sensibilisierten Öffentlichkeit zu versachlichen
Der sorglose Umgang mit Plastikmüll ist seit einiger Zeit den Strandspaziergängern aufgefallen. Und wer mit offenen Augen vor den Gemüse- und Obstregalen im Lebensmitteleinzelhandel steht, hat es sicher auch schon bemerkt. Den unreflektierten Umgang mit Plastik: Ob als Tiefziehpackung bei Äpfeln oder als kleine Tütchen für lose Zitronen. BIO Produkte sind fast ausnahmslos in Plastik verpackt.
Trotz Recyclingquoten und Gemeinschaftsaktionen des Einzelhandels, gelangen so im Schnitt immer noch 558 kg Plastikmüll pro Bundesbürger und Jahr in den Abfall, ins Grundwasser und ins Meer. Sie kommen nicht nur aus Lebensmitteln, sondern werden Produkten – wie Kosmetika oder Sportlerkleidung – sogar bewusst zugesetzt. Selbst in Babywindeln werden sie eingesetzt.
Sind die Plastikbestandteile erst einmal im Meer, zerreiben oder zersetzen sie sich in sehr kleine Teilchen, sedimentieren oder lagern sich an der Oberfläche ab und gelangen mittlerweile in die Nahrungskette zurück.
Wieviel wir davon täglich aufnehmen ist noch unbekannt, weil es bisher noch keine zugelassene Labormethoden zur Messung gibt. Das Institut für Biologie und Chemie des Meeres an der Universität Oldenburg hat jetzt eine neue Testmethode angewendet und erstmals Werte 138 µg und 1796 µg Mikroplastik pro Kilogramm Fleur de Sel gefunden. (Ein µg = 0,001 Milligramm). Wie validiert diese Methode ist, wissen wir nicht.
Fleur de Sel
Jetzt soll auch Fleur de Sel betroffen sein. Ein Naturprodukt und– wie alle Produkte des Öko-Haushaltes – Naturgegebenheiten und Umwelteinflüssen ausgesetzt. Das wird von den Verbrauchern in der Regel sehr geschätzt – denn es macht unter vielen industriellen Produkten mit oder ohne künstliche Zusatzstoffe den Unterschied in Geschmack und Struktur aus.
Fleur de Sel wird aus natürlichem, salzhaltigem Meerwasser gewonnen, das in flachen Naturbecken durch Sonneneinwirkung kristallisiert. Die Meerwassersalinen in den warmen Regionen Europas, wie Griechenland, Italien oder Frankreich profitieren hier von den warmen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung.
Fleur de Sel sind „Salzflocken“, die ersten Salzblüten, die sich auf den Meerwasseroberflächen der Salinenbecken absetzen. Sie werden in aufwendiger Handarbeit „geerntet“ und müssen schonend verarbeitet, verpackt und transportiert werden, damit die „Flocken“-Struktur erhalten bleibt.
Im Gegensatz zum Meersalz erfolgt deshalb auch keine weitere Nachbehandlung oder Waschung des Salzes. Und das erklärt, warum Meersalz von Mikroplastik weniger betroffen sein soll.
Fleur de Sel zählt zu den Gourmetsalzen und wird aufgrund der Vielzahl seiner natürlichen Meeres-Mineralien in BIO-Lebensmitteln verwendet. Die in Deutschland importierte Menge von Fleur de Sel beläuft sich auf ca. 30 to – mengenmäßig etwa 0,007 % der Lebensmittelsalze.
Der Verband der Salzgroßhändler hat jetzt in seiner Stellungnahme im Januar 2018 zur Versachlichung des Themas aufgerufen. Die tägliche Aufnahme von Salz, so der Verband, beträgt zwar zwischen 6 g und 8 g. Aber mehr als 75% davon stammen aus produzierten Lebensmitteln / Fertiggerichten. In diesen Produkten wird aus Kostengründen von der Lebensmittelindustrie in der Regel kein Fleur de Sel eingesetzt.
Verbleiben also 2 g Salz pro Tag, die der Verbraucher selbst hinzufügt. Und von dieser Menge ist wiederum nur ein kleiner Teil Fleur de Sel, das als Gourmetsalz nur zu besonderen Anlässen verwendet wird.
Weil bisher Werte und Datenmaterial so gering sind, hält das „Bundesamt für Risikobewertung“ (BFR) eine Risikobewertung für nicht durchführbar. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schließt sich dieser Meinung an. Solange eine Risikobewertung nicht vorliegt, liegt kein fundierter Hinweis über Schaden und Auswirkungen von Mikroplastik in Lebensmitteln vor. Deshalb hat auch der Gesetzgeber bisher keine Grenzwerte festlegen können.
Die Fakten sprechen dennoch für sich und wir sollten in der Gemeinsamkeit nicht die Augen vor den Folgen verschließen. Die Verunreinigung der Meere durch Mikroplastik ist ein gesellschaftliches Problem. Daher sollten Industrie und Verbraucher die Verwendung von Plastik so weit wie möglich einschränken und – sollte es sich nicht vermeiden lassen – den Müll dort zu entsorgen, wo er hingehört!
Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich gern an uns.
(Alle Angaben basieren auf eigenen Erfahrungen und Ansichten und sind ohne Obligo)